Und die Psyche

Wie kann ich mich auf die Behandlungen bestmöglich vorbereiten

  • Gutes Team: Wer ist an Bord? Wer kann zur Unterstützung, zur Gesundung, zur Behandlung und Therapie, Zum-einfach-Dasein an Bord geholt werde. Wer muss noch gefunden werden. Wen brauche ich?Bei mir war/ist es: mein Lebenspartner, mein Sohn, meine Eltern, meine Familie, Freunde_innen, meine Freundin und Psychoonkologin, meine langjährige Gynäkologin, der Operateur, der Onkologe, der Komplementärmediziner, der Hausarzt, das Strahlentherapieteam, meine Arbeitskolleginnen, jede Menge Bücher, mein Tage/Therapiebuch und meine Hüte.
  • Guter Plan: Nach meiner OP und der Gewissheit eine Chemotherapie zu benötigen, habe ich ein großes Blatt Papier genommen, einen Kalender darauf gezeichnet und mir einen Behandlungs- und Freudensplan für die nächsten Monate gemacht:

Mein erster Gedanke war

Wann möchte ich alle Therapien beendet haben? Welches Ziel setze ich mir hier? Wann soll das „Gröbste“ vorbei sein? Diese Frage stellte ich mir im Mai 2018. Ich trug auf dem Blatt Ende Dezember ein, noch besser vor Weihnachten.

Nun galt es alle Therapien zumindest einmal zeitlich vor Weihnachten unterzubringen.

Zweiter Schritt

Wann sollen die 6 Chemozyklen stattfinden? Welche freudigen Termine habe ich schon? Welche sind mir wichtig? Welche möchte ich unbedingt wahrnehmen? Wie kann ich es einteilen, dass es mir da einigermaßen gut geht? Wann nehme ich die komplementär-medizinischen Termine wahr, damit mein Immunsystem bestmöglich unterstützt werden kann?

Vom Onkologen wusste ich, dass die Termine mindestens einen Abstand von drei Wochen haben mussten. Zunächst trug ich, die mir wichtigen Termine ein. Da war eine Hochzeit, die ich gerne miterleben wollte, ein paar Theatertermine, Geburtstagsfeste, und so weiter. Um diese Termine herum „bastelte“ ich die Chemotherapie-Termine. Eine Woche nach der Chemo plante ich immer Ruhe ein (das musste ich bei den späteren Chemotherapiezyklen dann auf zwei Wochen erweitern, s.o.)

Den Termin beim Komplementärmediziner legte ich immer am 4.Tag nach der Chemo fest. So hoffte ich, das Immunsystem bestmöglich zu aktivieren.

Dritter Schritt

Ich holte Informationen ein, wann ich frühestens, wenn alles nach Plan läuft, mit der Strahlentherapie beginnen könnte. Es wurde mir gesagt, dass ich ungefähr ein Monat nach der letzten Chemo damit starten könnte. Das hieß Mitte November. Noch wusste ich nicht, wie viele Bestrahlungen notwendig sein würden. Ich ging mal so von 20 aus.

Vierter Gedanke

Ja, das Ende der Behandlung in diesem Jahr ist möglich. Also arbeite ich darauf hin.

Das klingt jetzt sehr pragmatisch. War es auch. Doch es hat mir geholfen. Ich bin wieder einmal ins Tun gekommen, hatte einen Plan, den ich nun Schritt für Schritt abarbeiten konnte und das Gefühl, den Ablauf und das Tempo selbst bestimmen zu können. Und ich habe Tempo gemacht. Ich bin diesem guten medizinischen und vor allem privatem Team sehr dankbar mitgespielt zu haben. Auch mein Körper hat mit viel Einsatz und gutem Zureden mitgemacht. Und das Glück war auch zur Stelle.

Im Übrigen: Der Letzte von den 25 Strahlentherapieterminen war der 13. Dezember 2018. Und ich konnte bis auf einen Theatertermin alle Freudentermine einhalten.

  • Informationen über die Nebenwirkungen:

mein Ansatz: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Deshalb habe ich nur knappe Informationen von Ärzten_innen eingeholt.
Mir war wichtig, nur das zu wissen, von dem sehr wahrscheinlich war, dass ich es bekommen könnte.

Ich habe auch keine Internetrecherchen betrieben, um nicht auf Symptome zu warten, die dann ohnehin nicht gekommen wären oder erst recht im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

  • Informationen über verschiedenste Behandlungsmöglichkeiten und Zweitmeinungen einholen:

Die Krebsforschung ist eine sich rasant verändernde. Laufend gibt es neue Erkenntnisse und Medikamente. Nachfragen, herumhören, Erfahrungen anderer Betroffener einholen, Zeitungen und Zeitschriften lesen – vielleicht, wenn´s zu viel wird, die Recherche an Vertrauenspersonen delegieren.

Auch über alternative Behandlungen Informationen einholen. Wie gesagt, ich glaube an den ganzheitlichen Ansatz.

Und die Psyche nicht vergessen:

auf jeder Onkologie und Strahlentherapie gibt es Psychoonkolog_innen, die für Gespräche da sind. In jedem Spital gibt es Psycholog_innen. Es gibt niedergelassene Psychotherapeut_innen, die Behandlungen auf Krankenschein anbieten. Es gibt die Krebshilfe, bei der angerufen werden kann. Es ist nicht nötig alles mit sich alleine auszumachen. Manchmal wollen wir auch die vertrauten Personen nicht mehr belasten oder brauchen eine neutrale Person.

  • Gute Vorbereitung auf den Haarverlust:

„Da komme ich wohl nicht drumherum“, war mein erster Gedanke. Vor einigen Jahren noch wäre es das allerschrecklichste für mich gewesen meine langen Haare zu verlieren. Irgendwie sind Haare ja mehr als bloß Haare. Sie sind ein Zeichen von Vitalität und Gesundheit, von Persönlichkeit und Identität, können zum Protest verwendet werden und vieles mehr. Plötzlich keine mehr zu haben bedeutet für alle sichtbar krank zu sein. Das Verletzt die Selbstbestimmung. Es ist nicht mehr möglich selbst zu entscheiden, wem ich wann über Krebs erzähle. Das Außen bestimmt mit, indem es fragt oder schweigt oder betrübt schaut oder so tut als ob nichts wäre. Dem wollte ich zumindest am Beginn der Behandlung entgehen.

Schon einige Wochen vor der Chemotherapie habe ich mich im „Spezial-geschäft für Zweithaar“, in lieber Begleitung einer Freundin (die zufällig auch Psychoonkologin ist – das Glück war wieder zur Stelle), über Perücken schlau gemacht. Und mich noch vor dem Haarausfall mit Perücke, Haarkranz, Tüchern und Co eingedeckt. Auch über aufklebbare Wimpern, Puder und Stifte für Augenbraun habe ich recherchiert. Alleine schon die Beschäftigung damit, machte es möglich sich mit dem Haarverlust „anzufreunden“ oder es zumindest ertragbarer zu finden.

Auch über Kühlhauben – die während der Chemotherapie getragen werden, die Kopfhaut auf ca. 15 Grad abkühlen, die Blutgefäße auf der Kopfhaut dadurch verengen und damit den Haarausfall verhindern sollen – habe ich mich informiert. Von diesen wurden mir aber vom Onkologen abgeraten, da es nicht zuversichtlich wirke und sehr unangenehm sei.

Erst kürzlich – leider für mich zu spät – habe ich eine Frau getroffen, die so tatsächlich ihre Haare behalten konnte. Also es macht sehr viel Sinn, sich da genauestens und hartnäckiger zu informieren.

Andererseits – wo wäre dann mein Hut geblieben – wer hätte mich dann so inspiriert, ja elektrisiert. Wer weiß hätte es dann diese Homepage gegeben.

So gesehen ist es gut, wie es ist.

  • Es sich gemütlich machen:

Wohnung gemütliche machen
Da war mein Freund die treibende Kraft und es war gut so! Wir haben ein äußerst gemütliches Sofa gekauft, weil eine ja viel zu Hause ist. Er hat mir fürsorglich einen zweiten Kühlschrank gekauft, damit viel gesunde Nahrungsmittel zur Auswahl da sein können – für die Zeit, in der eine nur ganz wenig und ganz bestimmte Sachen essen kann.

Gemütliche Kleidung
Ich habe mich mit „Rumhänghosen“, weiten T-Shirts und warmen Socken eingedeckt. Und weichen Baumwollhäubchen – nur für zu Hause!

Vorbereitung auf die Zeit, wenn ich gar nichts tun kann
Da haben mir liebe Menschen und ich mir selbst gute Filme organisiert, und zusätzlich habe ich mir Zeitungen und Zeitschriften bestellt. Liebe nahestehende Mensch habe ich gebeten auf Besuch zu kommen oder anzurufen.