Auf den Hut gekommen
Der Hut – oder vielmehr die Hüte – sind zu lieben Weggefährten geworden. Barköpfig wie ich nun bin. Sie – die Hüte – schützen, wärmen, bedecken, umhüllen, verschleiern, …
Aber sie schmücken auch, beflügeln die Phantasie zu vielfältigen Kreationen, inspirieren zu ganz anderen Ideen, helfen die Krankheit zu vergessen – für Momente und für längere Zeit.
Auch wenn Perücken, Mützen, Tücher und Co desgleichen tun könnten. – Nein! – Allesamt sind sie zu sehr assoziiert mit Krankheit. Stigma behaftet! Schon allein der Name Chemotuch.
Wem konnte so etwas nur einfallen?!
Da bleibt eine ja beim Tragen ständig an die besagte Therapie erinnert – kann gar nicht aus – kommt ja gar nicht auf andere Gedanken. Also nein! Für mich war das nichts. Obwohl, gekauft habe ich sie schon diese blonde Perücke, die meinem echten Haar so ähnlich sieht. Und einen Haarkranz – schon wieder so ein Wort. Wie soll eine sich mit einem Haarkranz nur wohl fühlen können. Ein Band mit Haaren dran – aufgesetzt – und dann? Oben schaut doch erst recht die Glatze wieder raus. Die dann mit Chemotuch oder Mütze versteckt werden muss. Okay, nicht so heiß soll er sein – dieser Haarkranz. Stimmt aber nicht. Wissen alle die´s probiert haben. Ist zumindest genauso heiß wie eine Perücke pur.
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Auch diese Chemotücher und so habe ich gekauft. Tagelang habe ich die Ansprechendsten auf diversen Internetseiten gesucht, gustiert, Farb- und Formüberlegungen angestellt. Welche am besten zu mir und zu meiner Garderobe passen könnten. Zahlreich habe ich sie auch bestellt – und im Kasten verschwinden lassen. Hat alles nicht so wirklich zu mir gepasst. Das weiß eine aber erst,
wenn´s so weit ist.
Noch Kopf behaart kauft und bestellt eine – die Perücken und Haarkränze und Chemomützen und –tücher und –turbane – um sich zu beruhigen „Ich steh´ dann – wenn´s so weit ist – nicht ohne etwas da“, sagt sie sich. Ja, das beruhigt. Es ist gut vorbereitet zu sein. Es ist gut ins Tun zu kommen. Das macht handlungsfähig und hilft gegen das Gefühl ausgeliefert zu sein. Ich würde es auch ganz genauso wieder machen.
Ich habe kein Tuchgesicht. Mir passen Tücher ganz einfach nicht. Ein Hutgesicht, allerdings, das habe ich. Ist wohl auch ein Grund für die Hutwahl.
Hüte sind ja, wenn eine es genau nimmt, total out. Wer trägt schon Hut? Hauben sind in. Vor allem diese krempenlosen Schlapphauben, die den jungen Menschen so gut passen. Ein Hut fällt auf. Es gehört vielleicht ein wenig Mut zum Tragen eines Hutes. Hüte sind schick und frech und laut und besonders, aber werden nicht assoziiert mit Kranksein. Eher mit Lebensfreude und Spaß und Energie.
Ich habe mich mit einem Hut am Kopf gleich kraftvoller, spritziger, witziger, bewegter – ja, gesünder gefühlt. Das habe ich dann auch von vielen lieben Menschen bestätigt bekommen, selbst von unbekannten Personen wurde ich angesprochen und bekam Komplimente. Danke dafür – das tat echt gut.